PostTSV wirbt für eine offene Gesellschaft
Integration im Sport: Wie sie gelingen kann, zeigt ein Beispiel aus unserem Verein
Hintergrund: Deutschland ist aufgrund seiner geographischen Lage in Europa seit der Völkerwanderung ein Einwanderungsland. Das Aufeinanderprallen der Kulturen war nicht immer friedfertig, führte aber letztlich zu der Gesellschaft, in der wir heute leben. Seit 2015 hat der Begriff „Integration“ in Politik und Gesellschaft wieder an Bedeutung gewonnen. Hier kann der Sport als Integrations-Motor wirken, wobei der Vereinssport entsprechende soziale Möglichkeiten bietet.
Ein Blick zurück und wie Alles begann
„Wir waren auf der Suche nach einem Verein, wo wir Fußball spielen konnten“, sagt Vassili Triantafyllidis und blickt vom Vereinsheim des Post TSV Detmold über den Sportplatz, der ihn und seine Mitspieler lange Jahre als sportliche Heimstätte gesehen hat. Es begann 1988; Zwanzig junge Griechen, die in verschiedenen lippischen Städten überwiegend in der Gastronomie tätig waren, wollten sich sportlich betätigen, fanden aber nur Ablehnung bei den Vereinen, wo sie anklopften. Norbert von Dahlen hörte davon und machte sich dafür stark, die Jungs in den eigenen Reihen des Post SV Detmold aufzunehmen. „Wir mussten uns erst einmal gegenseitig beschnüffeln, Vorurteile wegräumen und das Eis brechen!“ schildert Kyrillos, genannt Kiri, die ersten Kontakte zu den deutschen Vereinsmitgliedern. Als „Post Hellas Detmold“ spielten die Hellenen fortan im Verein, mit eigenen Betreuern und einem „Pseudo-Präsidenten“, der gleichzeitig das Restaurant Akropolis in Detmold betrieb. „Nach den Spielen waren wir immer im Akropolis und feierten dort unsere Siege oder diskutierten unsere Niederlagen. Bei einem Sieg gab es eine Lage Ouzo zur Belohnung – aber auch bei einer Niederlage, um diese besser zu verdauen!“, weiß Theo Grammatis zu berichten. Norbert wurde als Quoten-Deutscher in ihre Reihen aufgenommen, auch um die Verbindung innerhalb der Vereinsstruktur zu gewährleisten. „Wenn ich während des Spiels meinen Mund hielt, ging ich auch als Grieche durch!“ erinnert sich Norbert unter dem Gelächter der griechischen Mitbürger, die seine Freunde wurden.
Die sportlichen Gegner nahmen das fußballerische Kräftemessen zunächst mit Skepsis auf, denn ausländische Mannschaften gab es wenige in OWL. Nachdem sie aber feststellten, daß die Griechen faire Sportler waren, zollten sie ihnen Respekt. So wurde „Post Hellas“ auch zu manchen Sportfesten eingeladen, bei denen sie ihre blau-weißen Trikots in den Nationalfarben Griechenlands mit Stolz trugen.
Im Laufe der Jahre war der größte Teil der Spieler derart im Verein integriert, dass es nicht mehr wichtig war, eine eigene Mannschaft aufrecht zu erhalten. Manche gründeten Familien und fanden andere Interessen, Einige gingen zurück nach Griechenland.
Was ist geblieben und wie ist es heute?
Heute ist Vassili als langjähriger Trainer in der Jugendabteilung tätig, ebenso wie sein Sohn Kosta, der alle Jugendmannschaften des Vereins durchlief und zur Zeit als Co-Trainer im Seniorenbereich erfolgreich arbeitet. Theo wohnt mit seiner Familie in Detmold und unterstützt seinen Sohn als Gastronom in Horn-Bad Meinberg. Sohn Jordanis trat ebenfalls in die Fußstapfen seines Vaters und bereicherte die Jugendmannschaften des Vereins. „Der Enkel spielt auch schon bei den Minis“ berichtet Theo stolz. Kiri wurde Tierarzt und hat seine Praxis in Detmold. „Bei mir wurde die Integration besonders deutlich, denn ich habe den Namen meiner deutschen Frau angenommen!“ erklärt Kiri. „Wie – heißt du nicht mehr Kiryllos sondern Petra?“ fragt Theo gespielt staunend. Der Flachs blüht! „Nein, natürlich den Nachnamen, denn mein bisheriger Name war sehr lang, schwer zu schreiben und noch schwieriger auszusprechen“ lacht Kiri Hofmeister, dessen ehemaliger Nachname Karabouyoukoglu lautete.
Aus einer Laune heraus, um gemeinsame Verbundenheit zu zeigen und körperliche Fitness zu demonstrieren, tanzen die Freunde am Vereinsheim einen Syrtaki nach altem folkloristischen Vorbild zu den Klängen von „Alexis Zorbas“.
Manche Anekdote aus der Vergangenheit wird noch zutage gebracht, bis die Freunde sich verabschieden in dem Bewusstsein, dass bei ihnen das Wort Integration keine leere Worthülse wurde. Der Verein hat diese Erfahrung verinnerlicht und bereits seit 2015 Geflüchtete in seine Reihen aufgenommen, um ihnen Integration im Sport zu ermöglichen.
Ein Artikel und Fotos von Norbert von Dahlen (Sozialwart Post TSV Detmold)